Über einen Artikel bei Porta Stellaris bin ich zu der interessanten Frage gekommen „Wann spiele ich aus meiner Sicht und wann schaue ich mir über die Schulter?“ Und: „Hat es was mit der Qualität meines Spiels zu tun, welche Perspektive ich verwende?“
Als Spielleiter ist die Sache eigentlich sehr einfach, es wird das beschrieben, was die Spieler wahrnehmen können. Meisterfiguren bewegen und agieren immer in der Dritten Person. Nur in Gesprächen schlüpfe ich in deren Haut und benutze die erste Person. Dann allerdings auch mit allen Einschränkungen die diese Perspektive mit sich bringt. Der Kneipenwirt weiß eine Menge über Bier und das Geschehen in der Gasse neben an, aber fast nichts über die Wachen am Torhaus der Burg. Ich versuche meinen Spielern dabei immer einen Überblick über die Situation zu geben in der sie sich befinden um irrationale Handlungen zu vermeiden, die auf der Fehlinterpretation der Situation basieren.
Als Spieler versuche ich die dritte Person zu vermeiden. Ausnahme: der Charakter neigt dazu sein eigenes Ich in der Dritten Person darzustellen (Hallo, Gaius Julius Caesar). Warum? – Weil ich der Meinung bin, dass meinem Charakter nur eine beschränkte Perspektive zur Verfügung steht und aus dieser gehandelt werden muss. Also wird aus „Phelix versteckt sich hinter Hengrist“ ein „Ich verstecke mich hinter Hengrist“. Ich bleibe in der Rolle die ich spiele und vermeide das Abrutschen ins OT.
Die von Sönke vertretene Meinung, dass eine schärfere Abgrenzung zu seinem Charakter ein besseres Charakterspiel zur Folge hat trifft bei mir nicht zu. Ich muss (und will) diese Person werden (für die Dauer des Spielabends) um wirklich Charakterspiel zu betreiben. Muss wohl an meiner Prägung als LARP NSC liegen, wo Spieler, die nicht gerade als Springer unterwegs sind und 1000 Rollen in 5 Tagen geben, über Tage mit „ihrer“ Rolle verschmelzen.
Ein dennoch sehr interessanter Ansatz, den du uns da vorstellst, auch wenn du ihn für dich verwirfst. Vielleicht sollte man aber in einem Zusammenhang diese Technik als Option erwägen. Nämlich in dem Fall, wenn einer deiner Spieler einen Charakter spielt, der ihm von seiner Persönlichkeit her nicht nahe liegt. Man wäre der ganz andere und ich würde vermuten, dass die Umstellung und das Heraustreten aus dem Ich dann leichter fällt. Ich kenne nämlich durchaus die Selbstwahrnehmung beim Rollenspiel, dass ich denke, das hat jetzt aber eigentlich Franz gesagt und getan. Owohl Hengrist draufsteht und es die Mitspieler auch so wahrgenommen haben. Innerlich ärgere ich mich darüber. Vielleicht gerade für Nicht-LARPer eine Möglichkeit, den Rollenwechsel stärker zu machen.
Und ein zweiter Gedanke, eigentlich eine Frage: Würde die dritte Person in den Händen der Spieler dem Meister ein größeres Stück der Weltbeschreibung aus der Hand nehmen?
Dann freue ich mich schon auf den nächsten DSA Abend und deine Erfahrungen mit dem etwwas anderen Blickwinkel.