Wenn man über DSA eines nicht sagen kann, dann dass die Regeln auf ein DIN A4 Blatt passen. selbst die Einsteigerversion verschlingt noch mehrere Seiten. Ob das gut oder schlecht ist mögen jeder für sich selber entscheiden, denn wo große Regelwerke Sicherheit bieten und Konzepte liefern, lassen kleine Raum für Kreativität und Improvisation. Und um genau so ein Regelsystem soll es heute gehen: die Flyerbücher. Ich bin eher zufällig über dieses Regelkonzept gestolpert dass alles was man so braucht zum spielen auf einer bzw. einigen Seiten zusammenfasst und mit alles meine ich auch alles: Regeln, Charakterprototypen, Abenteuer. Nur Würfel (W6) muss man selber mitbringen. Als Regelgrundlage dient das 1W6 Regelwerk, das mit wenigen Worten auf dem Flyer beschrieben wird.
Gedacht ist der Einsatz auf Messen und Conventions, wo man keine Zeit hat lange Kampagnen zu spielen und stundenlang mit den selben 6 Leuten einen Tisch zu belegen. Man braucht keine große Einarbeitung als Spieler, als Spielleiter muss man allerdings ein erhebliches Maß an Impovisationsvermögen mitbringen, denn viel mehr als ein paar Werte für Schurken und eine grobe Plottidee bekommt man hier nicht an die Hand. Neben dem Grundabenteuer „Der Trekk“ stehen noch einige Szenarien zum Download bereit, die entweder direkt in das erste Abenteuer eingebunden werden können oder als Grundlage für weitere eigene Abenteuer und Kampagnen Pate stehen.
Für mich fühlt es sich an, als ob man für ein DSA Abenteuer nur den Klappentext des Abenteuerbandes und 3 kopierte Kreaturen aus der Zoo-Botanica Aventurica hat. Kann gut gehen, muss aber nicht. Eine schöne Idee um Neulingen das Pen and Paper Rollenspiel zu zeigen, die sehr viel Vorbereitung braucht und dann wahrscheinlich auf zusätzliche Zettel in einem Block oder ähnlichem ausweicht. Zusätzliche Informationen sind in den entsprechenden Foren der Community zu bekommen, hier wird das Setting der Welt beschrieben und es werden Hinweise zum erstellen von eigenen Abenteuern und Charakteren gegeben. Alles in Allem eine interessante Denkrichtung, die sich für mich als altem DSA Spieler fast schon ungewohnt schlank anfühlt. Wenig Informationen führen bei mir leider immer zu Improvisation von Geschichte und damit zu unkalkulierbar langen Abenteuern.
Hi Philipp,
Freut mich, dass die Flyerbücher dich erreicht haben 🙂
Aus Testrunden kann ich deinen EIndruck bestätigen, dass die Flyerbücher Improvisationsvermögen brauchen und sich in jeder Runde anders anfühlen; allerdings nicht, dass sie von der SL viel Vorbereitung brauchen.
Als einer der Autoren der Flyer bin ich allerdings nicht sicher, wie repräsentativ meine Spielerfahrung ist. Tests ohne mich kann ich halt schwer machen – falls du eine Testrunde wagen wolltest, würden uns deine Erfahrungen sehr helfen.
Die wirkliche Herausforderung beim Schreiben war für uns¹ nämlich nicht, einen spannenden Klappentext zu schreiben, sondern die Informationen zu identifizieren, die notwendig sind, um die Dynamik einer Situation in Gang zu bringen und zu improvisieren: Zentrale Figuren, aus deren Handlungen sich direkt Dynamik ableiten lässt, eine Grundsituation, die Reaktionen der Spieler provoziert, NSC-Werte, die gleichzeitig Minimal-Beschreibungen liefern (Selbst für Statisten Eigenschaften, Beruf und Fertigkeit, die ein Bild des Archetyps vermitteln und nicht nur zum Würfeln wichtig sind. Beispiel: Wanderarbeiter, Muskeln, [ein handwerk] vs. Wache, Selbstbewusst, Ausdauernd, Dampfbüchse), Namen und Minimalregeln für Situationen, die im Szenario auftauchen. Außerdem vorgefertigte Charaktere, die direkt eine bestimmte Dynamik mitbringen, so dass die SL selbst weniger machen muss (wobei die Beispielcharaktere immernoch der Punkt sind, bei dem ich am wenigsten sicher bin…).
Es ist ein Experiment in Kompression von Informationen: Wie können wir in einem minimalen Text alle Informationen liefern, die im Spiel nötig sind?
Und genau dafür bräuchten wir möglichst viel Spieltests von anderen Runden – idealerweise Runden, die weder Welt noch Spielsystem kennen. Da werden sich nämlich vermutlich noch einige Punkte herauskristallisieren, die die SL jedesmal erfinden musste, obwohl sie für den Fortgang des Abenteuers wichtig sind. Die müssen dann noch eingefügt werden.
Wichtig dabei ist, dass die Flyer nicht selbst auf lange Kampagnen ausgelegt sind: Die für die Flyer gekürzten Regeln enthalten z.B. kein Steigerungssystem. Die Zielsetzungen sind kurze Runden von 1-4 Spielabenden. Allerdings sind die Regeln komplett kompatibel zum vollwertigen 1w6-System. Wer also weiterspielen will, kann ohne große Konvertierung direkt auf das vollständige System umsteigen – und hat so auch Regeln für Situationen, die im Flyer nicht vorkommen (im Zweifelsfall, weil 1w6 Gurps-kompatibel ist).
Und die unkalkulierbar langen Abenteuer stimmen zum Teil: Das Grundszenario hat bei mir bisher je nach Spielweise der Spieler zwischen 2 und 8 Stunden Spielzeit gebraucht. Und das sind nur 2 Szenen + Abschluss.
Übrigens sind die Flyer frei lizensiert, das heißt, du darfst sie für dich selbst anpassen, weitergeben, usw. Du bist also nicht auf uns angewiesen ? http://lizenz.1w6.org
¹: Die Autoren sind Taysal aka Güther Lietz und ich.
Korrektur: Günther Lietz, nicht Güther Lietz (sorry für den Tippfehler)
Hey Philipp, das klingt spannend! Können wir das nicht auch mal ausprobieren? Vielleicht auch mit einer etwas modifizierten Runde? Gruß Franz
Klar können wir. Willst du spielleitern oder soll ich? Alternativ spielleitern wir beide uns schauen nachher, welche Version uns mehr Spaß gemacht hat 😀
Ich habe mir erlaubt, deinen Artikel im Linkbereich auf 1w6.org zu verlinken: http://1w6.org/deutsch/links
Ich hoffe, du hast nichts dagegen 🙂
Nicht das geringste 🙂 Es freut mich, dass dir meine Besprechung gefallen hat 🙂 Sollten wir es dann tatsächlich mal schaffen diene Runde mit eurem Regelsystem zu drehen lasse ich dich gerne wissen wie es war.
Es wär toll, wenn das klappt!
Vielleicht kannst du dann ja auch einen kleinen Spielbericht bloggen – sozusage als Folgeartikel zu deiner Besprechung 🙂
Habt ihr es schon geschafft, das Testspiel zu machen? *neugierig* 🙂
Wir haben auf dem GRT in Karlsruhe wieder gespielt, und nachdem die Runde wieder vollkommen anders war als vorherige Flyer-Runden interessiert es mich noch mehr, wie die Flyerbücher bei euch laufen 🙂
Hi Arne, nein leider sind wir noch nicht dazu gekommen. Ich melde mich wenn wir es geschafft haben :).
*Arne tippt mal auf „gibt’s was neues?“* ?