Eigentlich muss ich das nicht weiter erwähnen, denn warum sollte man einen nicht unerheblichen Teil seiner Freizeit mit Menschen verbringen, die man nicht an den Zähnen haben kann? Aber in dieser speziellen Situation neulich am Spieltisch war es wieder soweit: ich hatte meinen persönlichen „sehr geil gespielt“ Moment. Im Abenteuer „Das vergessene Volk“ kommt es zu einer Situation in der Orks nach einem Überfall von Menschen auf ihr Lager vor die Stadt Svellmja stehen und lautstark nach dem oder den Verantwortlichen verlangen. Von den Helden wird nun erwartet, dass sie eine Lösung finden, der Bürgermeister ist unfähig und der lokale Vertreter der Widerständler (die für den Überfall tatsächlich verantwortlich sind) ein vom Krieg gebrochener Trunkenbold. Laut Abenteuer band kommen folgende Lösungen in Frage:
- Den Orks eine Hinrichtung versprechen und diese dann glaubhaft fingieren (am besten mit einem der Helden als williges Opfer
- Einen der Helden in Verkleidung (!) auf einem Pferd aus der Stadt fliehen lassen, so dass die Orks ihn sehen und dann verfolgen können.
- Alle Anderen Lösungen sollten eine endgültige Befriedigung der ORks darstellen da sie sonst zurück kommen werden.
Meine ersten Gedanke beim Vorbereiten war: WTF? Eine Hinrichtung fälschen? So dass die Orks das glauben? Wo bekommen die Helden den zweiten Kopf her? Wegreiten und sich verfolgen lassen (um dann spurlos zu verschwinden) soll eine dauerhafte Lösung sein? Nein, nicht so wie die Orks die das Svelltland besetzt halten bisher beschrieben wurden. reichen 50 Orks überhaupt um 7 hoch dekorierte Helden des Reiches zu bedrohen? Meine zweiten Gedanken waren: ach das wird schon, mal schauen was sie daraus machen.
Guys, please! I want you to roleplay this. […] Just act appropriately.
— The Gamers
Was passierte also in dieser Nacht vor den Toren Svellmjas?
Aktion 1: den Trunkenbold aufstöbern und als Schuldigen an die Orks übergeben. Eine nahe liegende Idee, auf die der Autor irgendwie nicht gekommen ist. Da das aber in einem Gemetzel und dem Tod eines Unschuldigen geendet hätte musste die Geweihte eingreifen und auf eine andere Lösung pochen.
Aktion 2: Den Trunkenbold vorführen, zwei Sätze sagen lassen und dann die Orks bei ihrer Ehre packen und an den Stammeshäuptling des besetzten Gebietes verweisen. Den Rudelführer als inkompetent darstellen und gegen seine eigenen Truppen ausspielen. Fall gelöst.
Danke liebe Helden, dass ihr es geschafft habt diese wirklich schwache Vorlage in einen ganz großen Rollenspielmoment zu verwandeln.
Schönes Beispiel für Ergebnisoffenheit!
Danke, dass du das an dieser Stelle mal offenlegst. Ich war ja auch dabei, aber ich hatte irgendwie keinem Plan für die Lage. Ich wusste nur, was ich nicht wollte und kam mir in dieser Situation ziemlich hilflos vor. Im Grunde war dann der Ablauf aber logisch ausgespielt. Aber ab wann war dir klar, wie die Lösung dieser Situation aussehen könnte?
Irgendwann mittendrin denke ich, als Der Geweihte anfing auf dem Vertrag rumzureiten :). Wie gesagt, ich bin auch ohne Masterplan an die Situation dran gegangen. Irgend etwas schickes fällt euch ja immer ein 😀
Wenn es sich nicht immer nur als „boah, glück gehabt, wie sind wir eigentlich in diese Situation gekommen?“ anfühlen würde. Zumindest, wenn man selbst als Spieler/Held danebensteht und gerade keine Idee hat, wie eine Lösung aussehen könnte, außer dass man die zweihändige Axt in Anschlag bringen könnte.
Und – im nachhinein sieht so eine Verhandlungs-Dialoglösung immer so zwangsläufig und logisch aus, auch wenn es verdammt knapp war. War wirklich eine gute Idee auf die innerorkliche Ordung anzuspielen von unserem Drakoniter. Nur muss man sowas dann auch spielen können!