Kurz vor Weihnachten 2012 warf Ulisses eine Meldung auf den Blog, dass die Klassiker der DSA Romane als neue eBuch Reihe in den F-Shop kommen sollen. Fein dachte ich mir, da hat wer den Ruf der Gemeinde gehört. Titel aus den 90er Jahren des letzten Jahrtausends sind heute nur noch schwer bis gar nicht mehr zu bekommen (es sei denn man hat Glück so wie ich und findet ab und an mal eins im öffentlichen Bücherregal). Leider sind sich auch die Verkäufer dessen nur allzu bewusst und die Preise liegen bei stattlichen 30 – 45 Euro für ein Taschenbuch das noch keine 10 Jahre alt ist.
Eine neue eBookreihe mit den aufgewärmten Kamellen der letzten 20 Jahre? Eine super Idee. Voller Freude öffnete ich also den Ulisses eBookshop und stöberte in den eBooks. Was eine Enttäuschung. Zwar sind alle Titel da, die in der Ankündigung genannt wurden (ebenso alle die seit dem dazu gekommen sind) aber irgendwas stimmt an diesem Angebot ganz und gar nicht. Dachte ich. Der offizielle Verkaufspreis wurde mit 7,99 Euro ausgegeben. Mir schwoll der Kamm und ich schwor ätzende Häme über die Preistreiber zu verteilen .. 13 DM das sind ja mindestens 6, 50 Euro und dann jetzt 8 Euro, das ist ja mindestens das 3-fache der inflationsbedingten Preissteigerung! Unverschämtheit! Sodom und Gomorra! Das muss angeprangert werden! Amazon verkauft Klassiker ja auch für 99 Cent. Im neuen Jahr werde ich mich gleich daran machen einen Artikel dazu zu schreiben und den Misstand an das Licht der Öffentlichkeit zu zerren. Jawohl! Einen Titel hatte ich auch schon: „DSA Klassiker oder wie Ulisses das Geld drucken erfand“. Weihnachten kam, Silvester kam, das neue Jahr kam. Voller Tatendrang machte ich mich an den Enthüllungsjournalismus. Ich fühlte mich wie Günter Wallraff, Walter Moers und Hellmuth Karasek in einem. Ich wollte wallraffen, aufrütteln zum zivilen Ungehorsam aufrufen. Ran ans Internet und die Zahlen zusammengetragen, Quellen recherchiert und umgerechnet. Ich konnte den Skandal schon schmecken. Und dann die große Ernüchterung: die Bücher, die ich als Grundlage für meinen Kreuzzug gegen den Kommerz verwenden wollte waren gar nicht teurer geworden. Hier die kleine Rechnung, die aus dem ursprünglichen Artikel geblieben ist:
Nehmen wir mal Ina Kramers Zweiteiler zu der sagenhaften Thaliomel: „Die Löwin von Neetha“ und „Thalionmels Opfer“. Laut Wiki Aventurica ist Band 1 von 1995 und kostete damals 12,99 DM (Deutsche Mark, falls sich noch wer erinnert), oder ungefähr 6,64 Euro. Rechnet man jetzt die Inflation dazu (denn die Geschichte ist ja nicht weniger wert als vor 17 Jahren) kommt man auf …
An der Stelle brach mein Enthusiasmus in sich zusammen. 12,99 DM 1995 sind inflationsbereinigt ungefähr 8,44 Euro im Jahr 2011. Da ich kein Banker bin und mir schwer tue beim rechnen mit der Inflationsbereinigung habe ich mir Hilfe im Internet besorgt. Den Inflationssatz habe ich von 1995 bis 2011 auf den historischen Daten basieren lassen.
Die Bücher sind nicht teurer geworden. Tatsächlich liegen sie etwas unter dem Preis von damals. Wer sich bei Amazon ein wenig nach aktuellen DSA Romanen umtut wird feststellen, dass die Preise hier bei 10 – 12 Euro liegen. 7,99 ist also gar nicht soooo schlecht (und erfüllt die Ulisseseigenen Vorschläge zu eBookpreisen, siehe FAQ). Immerhin bekommt man dafür ein DRM freies ePub Format, dass einem auch nicht mehr weggenommen werden kann. Technisch könnte ich es verleihen (auch wenn die Rechtslage hier noch nicht stabil ist) oder verschenken. Ulisses arbeitet hier mit dem Vertauen auf das fairen Verhalten seiner Kunden:
Zunächst sollten Sie keine Kopien Ihres E-Books für andere anfertigen. Auch wenn File-Sharing-Seiten das Gegenteil behaupten mögen, handelt es sich dabei um eine Verletzung des Copyrights und schadet in erster Linie den Verlagen, sodass diese eben mittelfristig nicht mehr die bestmöglichen Titel anbieten können. Unsere Verlage scheffeln wirklich keine Millionen, weshalb Ihre Unterstützung beim Kampf gegen Copyright-Verletzungen immens wichtig ist und unsere vollste Wertschätzung findet. Sie dürfen Ihre Eboooks aber natürlich ausdrucken und beliebig viele Auszüge in die Zwischenablage kopieren.
(aus dem Ulisses FAQ – Was kann ich mit meinen E-Books machen?)
Auch wenn bei den Worten Klassiker die Preise in den Köpfen der Leser schneller fallen als die Umfragewerte der FDP ist das nach meinem neuen Empfinden ein faires Angebot. Gerade wenn man sich die Preise für antiquarische DSA Romane anschaut. Apropos was kostet eigentlich das hier angesprochene „Die Löwin von Neetha“ bei Amazon? Gebraucht 1,29 Euro, so bleibt mir doch ein kleiner Triumph am Ende des Tages und ich werde mich mit einem eBookreader und meiner Lieblingstasse voll Kaffee auf die Couch zurückziehen und ein anderes Buch lesen.
Nachtrag: auch wenn die Ulisses Webseite behauptet das ePub Format wäre für die Nooks und Sony Reader kann man das auch auf dem Kindle Fire(HD) von Amazon und den diversen iGeräten von Apple lesen.