Chicago 1930. Reich geworden durch den Handel mit illegalem Alkohol und anderer dubioser Geschäfte schaut die Familie des Don Caliente auf ein erfolgreiches aber auch blutiges Jahr zurück als sie sich auf dem Familienanwesen trifft. Emporkömmlinge aus dem alten Europa machen der Familie die Geschäfte schwer und versuchen sich ihren Teil vom Kuchen zu nehmen. Dass dabei Blut fließen würde war eigentlich nur eine Frage der Zeit.
Im Kampf um den Alkoholmarkt sind bereits 2 Mitglieder der Caliente gestorben, der letzte erst heute morgen. Doch während die Familie noch um ihren Sohn & Bruder trauert geschieht ein weiterer Mord und es ist klar, der Mörder muss einer der Anwesenden sein.Dies ist das Setting zu einem Event, das sich Krimidinner nennt. Die Spielregeln, Charkterbeschreibungen und Menüvorschläge kann man auf der Seite des Herstellers bestellen und bekommt dann eine Schachtel, die etwa die Ausmaße einer Videokassette hat (wer das Format noch kennt). Damit auch der Gastgeber / die Gastgeberin mitspielen kann (ein klassischer Spielleiter entfällt also) sind alle Charakterbeschreibungen versiegelt und sollten nur von dem entsprechenden Spieler geöffnet werden. Die Rollen sind so verteilt, dass 4 weibliche und 4 männliche Rollen vergeben werden können, wobei 1 Rolle nicht nur im Geschlecht gewechselt werden kann, sondern auch komplett wegfallen darf, in diesem Mafiosi Setting war es die Rolle des Familienanwalts.
Das Spiel richtet sich dabei an LARP Laien, bei der das Verkleiden, Essen und Falllösen klar im Vordergrund stehen (und zwar in genau dieser Reihenfolge ;)). Trotzdem hat jede Rolle eine nachvollziehbare Motivation und auch einige Charakterzüge, mit der sich ein stimmungsvolle Spiel realisieren lässt. Für das Ambiente werden in den Spielregeln Hinweise gegeben an was man sich orientieren kann, wir haben allerdings festgestellt, dass das Internet hier eine wesentlich bessere Hilfe ist.
Zum Spiel selber: Das eigentliche Spiel läuft in Runden, in denen neue Hinweise zum Verlauf des Abends gegeben werden. Diese sind rollenbasiert, jeder bekommt also neben seiner Charakterbeschreibung (die man unbedingt dabei haben sollte um seine Einstellung zu den übrigen Gästen noch mal prüfen zu können) ein zweites Heftchen, in dem dann zu den einzelnen Runden neue Informationen preisgegeben werden. Zu Beginn jeder Runde muss man sich den entsprechenden Abschnitt durchlesen und hat denn die Aufgabe die erhaltenen Informationen in die folgenden Gespräche einzustreuen. Dies können eigene Erfahrungen sein (ich war aber zu Zeitpunkt X an Ort Y) oder auch Gerüchte zu anderen Spielern oder Ereignissen, an denen der eigene Charakter nicht direkt teilgenommen hat. Sind alle Informationen ausgetauscht, kann die Gruppe entscheiden mit der nächsten runde weiter zu machen. Auch wenn das Spiel eigentlich ohne SL auskommt, ist es hier hilfreich eine Person zu haben, die das Ganze etwas koordiniert.
Ist die letzte Runde gespielt werden die Anschuldigungen nieder geschrieben, vorgelesen, begründet und dann der wahre Mörder enthüllt, bevor sich alle dem Nachtisch zu wenden.
Soweit zur Methodik. Macht das Ganze Spaß? Die Antwort lautet in unserem Fall ja, meistens jedenfalls.
Es gab einige Knackpunkte, die die Spielfreude etwas getrübt haben aber eigentlich kein großes Hindernis sind: die Informationen sind nicht immer eindeutig. Es ist nicht ersichtlich welche Informationen man weitergeben muss, welche man weitergeben kann und welche nur für das eigene Verständnis sind. Die Aufbereitung als Fließtext erhöht zwar den Lesegenuss, senkt aber den Informationsfluss, da der Text mehrfach gelesen werden muss bis die notwendigen Informationen erfasst sind.
Verwirrend ist der Umstand, dass einige Informationen erst in späteren Spielrunden zur Verfügung stehen, aber eigentlich schon früher bekannt hätten sein müssen. Auch wenn man ab und an sich an etwas „erinnern“ kann nutzt sich dieser rollenspielerische Kniff doch irgendwann ab.
Da es sich beim Krimidinner um ein klassischen Rätzelkrimi handelt sollte man sich darauf einstellen ziemlich viele Zeiten und Aufenhaltsorte präsentiert zu bekommen, die man dann in Zusammenhang bringen muss. Das kann schon mal nerven, fördert aber in jedem Fall die Kommunikation.
Etwas überrascht hat uns am Ende, dass wir statt eines Mordes (nämlich den der aktuell passiert ist) wurde am Ende auch nach einem Mörder gefragt, dessen Tat schon Tage/Wochen zurücklag und von uns allgemein als Vorgeschichte verstanden worden war um die Stimmung eines aufziehenden Bandenkrieges zu beschreiben.
Wenn man dies hinnehmen kann ist der Mythos der Familie ein schönes Abendfüllendes Event, das prima auch von Menschen gespielt werden kann, die mit Liverollenspiel nichst zu tun haben.
Dazu passt dann auch noch diese Bildergallerie von bösen Buben aus den 20er und 30er Jahren 🙂