Schaut man sich das Regelsystem Dragon Sys an (eins der am meisten verwendeten Regelsystem im deutschen LARP), fällt eine Sache unangenehm auf: es gibt keine fertigen Gildenmagier. Da wo DSA und andere Rollenspielsysteme davon ausgehen, dass auch Magier ihre Ausbildung abgeschlossen haben, so wie Krieger, Paladine, Holzfäller und Waldläufer, erzwingt DragonSys die Lehrlingslaufbahn.

Mir stellt sich da die Frage warum? Warum muss ich mir als anfangender Magier meine Sprüche von einem anderen Spieler genehmigen lassen? Warum wird mir die Fähigkeit abgesprochen einen ausgebildeten Anfänger zu spielen? Warum darf sich ein Magiekundiger erst mit X Contagen Magier nennen?

Natürlich will niemand Möchtegerngroßmagier auf seinem Con haben, wenn sie nicht entsprechend mächtig sind. Und natürlich kann ein 0 Tagechars nicht das was ein 100 Tage Char kann. Und ich bin der letzte, der einem solchen 100 Tage Char das Prädikat Großmeister aberkennen wollen würde. Aber hier bricht DragonSys ganz erheblich mit seiner DKWDDK Philosophie. Ich muss Prüfungen bestehen um weiter zu kommen, ich sollte mich einer Gilde anschließen und Akademiespiel machen, wenn ich Magier sein will. Will ich das nicht, bin ich kein Magier. Dann bin ich Druide, Hexer, Scharlatan, [magische Repräsentanz die NICHT Magier ist hier einsetzten].

Nicht das was ich darstellen kann macht mich zu einem Magier sondern die Zeit die ich bis dahin in meinen Char investiert habe. Leider führt dieses Konzept immer wieder zu absurden Ritualen, wo Magier mit erheblichen Darstellungsmängeln gute Spieler mit kleinen Chars nieder machen, weil sie nicht jedes Wochenende auf einem Con abhängen. Ich finde hier muss ein Umdenken stattfinden (und oft genug tut es das auch) – schönes Spiel muss definitiv wichtiger sein als Magiepunkte. Nur wer einen Magier glaubhaft darstellen kann sollte sich auch so nennen dürfen, nur wie findet man das ohne gespielte Prüfung heraus? Vielleicht so wie man im echten Leben herausfindet ob ein Finanzberater den Titel den er führt auch wert ist? Erfahrungswerte sammeln, schauen was der/die Gegenüber kann oder eben auch nicht kann und dann für sich selber entscheiden ob ich ihn oder sie „Magier“ nennen will.

Ich bin total dafür, dass man seine für Punkte gekauften Fähigkeiten intime erspielt, keine Frage, aber nach 2 Schulabschlüssen und einem Hochschulabschluss ziehe ich irgendwie keine Freude daraus in meiner Freizeit wieder die Schulbank zu drücken und mich auf Prüfungen vorzubereiten.  Ganz abgesehen davon wirke ich mit Mitte 30 als jugendlicher Magierlehrling irgendwie unglaubwürdig … Für mich bleibt also nur die Entscheidung alle anderen vor den Kopf zu stoßen und einen Magier als fertigen Berufsmagier zu spielen, so wie ich auch einen fertigen Berufsheiler spiele und einen fertigen Berufsabenteurer oder wieder NSC zu werden und meine Idee von Magier dort unterzubringen. Noch hat sich keiner über meine Darstellung beschwert und ich habe schon gestandene Großmagier für ein schäbig und lieblos durchgeführtes Ritual zusammengefaltet.

Alle die die lieber Lehrlinge spielen wollen: habt euren Spaß, ich gönne ihn euch, gönnt ihr mir meinen.

One Reply to “Warum der Charaktertyp „Magier“ im DragonSys LARP nervt”

  1. Ich sehe das genauso.
    Es macht keinen Sinn, beim LARP mit zweierlei Maß zu messen.
    Wenn mir jemand glaubhaft den Meistermagier darstellen kann, dann sollte das akzeptiert werden, unabhängig von den Contagen.
    Es gibt außerdem kaum etwas nervigeres, als (auch OT) teuer bezahlte Contage damit zubringen zu müssen etwas zu lernen, dass man auch anders hätte regeln können.

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